Montag, 3. Juni 2019

47% Strom aus Erneuerbaren - aber erforderlicher Windkraftausbau in der Krise

Windkraftanlagen haben in Deutschland mehr Strom produziert als je zuvor. Doch an Land werden so wenig neue Windräder errichtet wie seit vielen Jahren nicht mehr.

In den ersten Monaten 2019 wurde nach Angaben des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE 46,8% des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Quellen hergestellt,
davon 27% Windstrom (an Land und auf See), umweltschädliche Braunkohle folgte mit 19,5%.
Am Ostermontag kamen mehr als 75% des Stroms aus erneuerbaren Quellen.

Anhänger der Energiewende hoffen, dass die erneuerbaren Energien zum Ende des Jahres die 50%-Marke bei der Netto-Stromproduktion knacken. Im Bruttostromverbrauch (zuletzt 37,8%) sind Netzverluste und Eigenverbrauch der Kraftwerke enthalten.

Allerdings ist der Ausbau der Windenergie an Land fast zum Erliegen gekommen. Im ersten Quartal gingen nur 41 Windräder ans Netz, laut Fachagentur Windenergie an Land. Das waren fast
90% weniger als im gleichen Quartal des Vorjahres und so wenig wie zuletzt im vergangenen Jahrtausend, als der Ausbau der Windenergie gerade erst begann. In 9 von 16 Bundesländern wurden gar keine neuen Windräder errichtet. Das ist der absolute Tiefpunkt einer Entwicklung, die bereits seit einem Jahr andauert und die v. a. auf Bremsmanöver der klimafeindlichen Politik der CDU/CSU zurückzuführen ist.

Zwar erhielten 2017 Windprojekte mit 2.688 Megawatt Leistung die Förderzusagen, davon sind aber bis April 2019 erst 167 Megawatt emissionsrechtlich genehmigt worden. Von 730 Anlagen, die 2017 einen Zuschlag erhielten, sind erst 35 am Netz.

Zudem verzögern zahlreiche Klagen den Bau von Windrädern mit mindestens 750 Megawatt Leistung. Aktuelle Ausschreibungen finden kaum noch Abnehmer. Ergebnis der jüngsten Ausschreibungsrunde zum 1. Mai 2019:
650 Megawatt waren ausgeschrieben, nur 35 zulässige Gebote mit 270 Megawatt gingen ein.

Deutschland ist meilenweit entfernt von den Klimazielen der Bundesregierung, bis 2030 rund 65% des Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen zu decken. Denn viele ältere Windkraftwerke fallen von 2020 an aus der Förderung heraus und sind dann meist nicht mehr wirtschaftlich. Etwa 25%, das entspricht 14.000 Megawatt der installierten Leistung, steht bis 2023 vor dem Aus und müsste dringend ersetzt werden.

"Die Windenergie ist in Deutschland die wichtigste Säule für das Erreichen einer klimaneutralen Energieversorgung und der Pariser Klimaschutzziele, die mit dem jetzigen Zubau zu einer vollkommenen Illusion verkommen", so  Volker Quaschning von der HTW Berlin. Experten fordern vermehrte Anstrengungen zum Ausbau der Windenergie. Notwendig seien ein Ausbau um mindestens 6,5 Gigawatt pro Jahr netto an Land sowie höhere Ausbauziele auf See.

Quelle: bizz energy 13.05.2019 Onshore Windenergie Windräder liefern Strom wie noch nie

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