Pariser Klima-Abkommen hin oder her: Die Kohle-Industrie bleibt trotz massiven Drucks von allen Seiten beliebt bei ihren Befürwortern. Sie wird sogar scheinheilig als Chance für Entwicklungs- und Schwellenländer gepriesen, Armut zu bekämpfen und Fortschritt zu bringen. Ein gefährlicher Trugschluss, sagen 12 internationale Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, u. a. Misereor, Oxfam und das britische Overseas Development Institute. Sie fordern stattdessen, auf dezentrale Erneuerbare Energien zu setzen.
Auch wenn es kaum zu glauben und noch weniger zu verstehen ist, derzeit sind weltweit
mehr als 2.400 neue Kohlekraftwerke in Planung. Allein in China sind über 600 Gigawatt (GW) Zubau an Kohlekraftwerken geplant. Doch der Rückgang extremer Armut in China ist nicht der Kohle-intensiven Industrialisierung zu verdanken, sondern v. a. Verbesserungen in der Landwirtschaft.
Indien plant gut 300 GW neue Kohlekraft. Doch auch hier kommen wohl keine großen Verbesserungen für die Armen, die meist auf dem Land leben und bisher gar nicht an die Elektrizitätsnetze angeschlossen sind. Der bisherige Kohlezubau hat diesen abgehängten Bevölkerungsteilen ja auch nicht geholfen.
Die weltweite Zunahme an verfeuerter Kohle bedroht stattdessen gerade diese armen Menschen weltweit, warnen Umwelt- und Entwicklungs-Organisationen. Die Weltbank habe berechnet, dass ein globaler Temperaturanstieg um zwei Grad weitere 100 Millionen Menschen in Armut stürzen würde. Denn die Auswirkungen des durch fossile Brennstoffe angeheizten Klimawandels würden als Stürme, Überflutungen und Dürren deren Lebensgrundlagen zerstören.
Würde nur ein Drittel der geplanten Kohlekraftwerke errichtet, bliebe das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klima-Abkommens unerreichbar, wodurch noch mehr Klimakatastrophen und Armut ausgelöst würden. Eine nie gekannte,
gigantische Flüchtlingswelle wäre die Folge.
Die Lösung für das Dilemma lautet: Ausbau der erneuerbaren Energien. Es wäre auch die günstigere Alternative. Mit kleinen Anlagen könnte eine
dezentrale Versorgung garantiert und ein kostspieliger Netzausbau erspart werden – ein Problem, das Deutschland und China zu schaffen macht. Damit werde man den Ansprüchen der ärmeren Landbevölkerungen gerechter und schütze sie nachhaltiger vor Verschlechterungen ihrer Situation.
Mehr dazu, siehe: bizz energy, 25.10.16, Arm durch zu viel Kohle, von Tim Lüdtke
http://bizzenergytoday.com/arm_durch_zu_viel_kohle