Donnerstag, 28. Januar 2016

Mikroplastikpartikel in Speisefischen und Pflanzenfressern

Neue AWI-Studien zeigen, dass die Plastikreste in Nord- und Ostsee auch von Speisefischen und Meeresschnecken gefressen werden.
Plastik verrottet nicht, es verwittert nur. Das heißt, es zerbricht – zermürbt durch Sonnenlicht, UV-Strahlen, Wind und Wellen – in immer kleinere Fragmente. Sind diese Plastikreste kleiner als fünf Millimeter, gehören sie zum Mikroplastik, das Forscher inzwischen in allen Weltmeeren nachweisen konnten.

Mikroplastikpartikel stellen nicht nur für Seevögel, Wale und Lebewesen am Meeresboden eine Gefahr dar. In zwei neuen Studien zeigen Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Institutes, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) jetzt, dass die Plastikreste auch von Meeresschnecken sowie Nord- und Ostseefischen wie Kabeljau und Makrele gefressen werden.


Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Institutes, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung untersuchen die Menge und Verbreitung von Mikroplastik im Meer sowie dessen Auswirkungen auf die Meeresbewohner. In zwei neuen Studien haben die Biologen nun weitere Tiergruppen identifiziert, die Mikroplastikpartikel aufnehmen. Die erste Gruppe umfasst Nord- und Ostsee-Speisefische wie Kabeljau und Makrelen; die zweite Gruppe sind Pflanzenfresser wie Strandschnecken, die sich von Großalgen ernähren und Fischen sowie Krebsen als Beute dienen. 

Makrelen verwechseln Plastikfasern mit Beute

Makrelen verschlucken deutlich häufiger Mikroplastikpartikel als in Bodennähe lebende Fischarten wie Flunder und Kliesche. „Die Ursache dafür liegt vermutlich im Fressverhalten der Fische“, sagt AWI-Biologe und Studienleiter Dr. Gunnar Gerdts. „Bei den gefundenen Mikroplastikpartikeln gehen wir davon aus, dass die Tiere die in der Wassersäule treibenden Fragmente ganz zufällig bei der Futtersuche mit aufgenommen haben. Anders sieht es bei einer Vielzahl der Plastikfasern aus, die wir vor allem bei den Makrelen gefunden haben. Vermutlich haben die Fische sie für Beute gehalten.“ 
Der Grund: Die Fasern treiben oft in relativ hoher Dichte an der Wasseroberfläche. Sie ähneln dann in Form und Farbe frisch geschlüpften Seenadeln, auf die Makrelen wiederum gern Jagd machen. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Fischarten, die an der Wasseroberfläche oder in den oberen Schichten nach Fressbarem suchen, eher Gefahr laufen, Plastik zu verschlucken, als andere“, so Gunnar Gerdts.

Strandschnecken fressen Mikroplastik von Algenoberfläche
In der zweiten Mikroplastik-Studie untersuchte der AWI-Biologe Lars Gutow gemeinsam mit Kollegen im Labor, ob Pflanzenfresser wie die Gemeine Strandschnecke Littorina littorea Mikroplastikpartikel bei der Futtersuche aufnehmen. Die Schnecken leben zum Beispiel an der Felsküste Helgolands und fressen dort Blasentang und andere im Kelpwald wachsende Großalgen.
„Felsküsten und die dort lebenden Organismen, wie große Algen und deren Konsumenten, sind überraschender Weise bisher kaum auf Mikroplastik untersucht worden. Dabei sind es Orte wie diese, an denen das Meer die größeren Plastikstücke auf dem felsigen Untergrund in immer kleinere Teilchen zerreibt“, sagt Lars Gutow.
„Unsere Experimente zeigten, dass Mikroplastikpartikel besonders gut auf der strukturierten und klebrigen Oberfläche des Blasentangs haften. Dieses Ergebnis gab uns Anlass, anzunehmen, dass Tiere, die diese Algen abgrasen, unmittelbar Gefahr laufen, die Mikroplastikpartikel mit aufzunehmen“, so der AWI-Biologe.

Um diese Annahme zu überprüfen, nahmen die Wissenschaftler Algenproben an der Nordseeküste, sammelten Strandschnecken und bauten im Labor am AWI Bremerhaven Aquarien für verschiedene Versuche auf. Zuerst überprüften sie, wie viele Mikroplastikpartikel sich auf der Oberfläche des Blasentangs absetzten. Anschließend verfütterten die Wissenschaftler die Algen mit den daran anhaftenden fluoreszierenden Plastikfragmenten an die Schnecken.
Die Ergebnisse der anschließenden Untersuchungen im Fluoreszenz-Mikroskop waren eindeutig: „Je höher die Mikroplastik-Konzentration im Wasser ausfiel, desto mehr Partikel setzten sich auf der Algenoberfläche fest“, berichtet Lars Gutow. „Gleichzeitig konnten wir nachweisen, dass die Schnecken diese Plastikfragmente ganz unbeeindruckt mitfressen. Das heißt im Umkehrschluss: Wir müssen auch die Gruppe der marinen Pflanzenfresser in den Kreis der durch Mikroplastik betroffenen Tierarten mit aufnehmen.“

Bisher hatten sich Meeresforscher bei der Suche nach gefährdeten Arten vor allem auf jene Organismen konzentriert, die für die Nahrungsaufnahme den Meeresboden durchwühlen oder Meerwasser filtrieren. „Jetzt wissen wir, dass das Spektrum der betroffenen Arten viel größer ist und wir Lebensräume wie die Felsküstenbereiche ebenfalls berücksichtigen müssen“, so Lars Gutow.


„Unser Langfristziel lautet, eine genaue Risikoabschätzung darüber abgeben zu können, mit welcher Wahrscheinlichkeit bestimmte Tiergruppen Mikroplastikpartikel aufnehmen. Im Falle der Pflanzenfresser wissen wir jetzt, dass sie dies mit einer höheren Wahrscheinlichkeit machen als bisher angenommen wurde“, sagt Lars Gutow und fügt zum Abschluss hinzu: „Allerdings ist bisher sowohl für Fische als auch für die Strandschnecke völlig unbekannt, ob und wie es sich auf die Gesundheit der Tiere auswirkt, wenn sie über einen langen Zeitraum Mikroplastikpartikel aufnehmen.“

Originalpublikation


Quelle und vollständiger Artikel:Alfred-Wegener-Institutes, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) 2016

Montag, 18. Januar 2016

2025 werden zwei Drittel der Menschheit von Wasserknappheit bedroht sein


„Die Weltwasserkrise, verursacht durch Verschmutzung, Klimawandel und Bevölkerungsexplosion, hat ein solches Ausmaß erreicht, dass inzwischen zwei Milliarden Menschen auf unserem Planeten in wassergefährdeten Regionen leben. Bis 2025 werden zwei Drittel der Menschheit von Wasserknappheit bedroht sein.

Die W
eltbevölkerung ist im 20. Jahrhundert um das Dreifache gestiegen, der Wasserverbrauch um das Siebenfache. Bis 2050 wird die Erdbevölkerung um weitere drei Milliarden gewachsen sein.

Wir brauchen dann
80 Prozent mehr Trinkwasser als die Erde bereithält, nur um uns zu ernähren. Niemand weiß, woher dieses Wasser kommen soll.“

Maude Barlow: Blue Covenant.
The Global Water Crisis and the Coming Battlefor the Right to Water, 2007

Mittwoch, 13. Januar 2016

Deutsches öffentliches Wasserleitungsnetz ist 1.090.000 km lang

99 Prozent aller Haushalte in Deutschland sind an das Netz der öffentlichen Wasserversorgung angeschlossen. Das ist der Spitzenwert in Europa.
Das deutsche Leitungswassernetz ist ca. 530.000 km lang. Das ist fast 1,5 Mal die Strecke zum Mond.
Das deutsche Abwassernetz ist mit ca. 562.000 km noch länger als das Trinkwassernetz.
97 Prozent aller Haushalte sind angeschlossen. Auch das ist mit europäische Spitze.
Von den nicht angeschlossenen Haushalten wird das Abwasser dezentral abgeholt und mit Tanklastern zur Kläranlage gebracht.

Über 6.000 Unternehmen sind mit der Wasserversorgung beschäftigt und über 7.000 mit der Wasserentsorgung. 2012 investierten sie 2.300.000.000 € in die Wasserversorgung
und 3.700.000.000 € in die Wasserentsorgung.
Mit ca. 97 Prozent ist auch der Anteil der Haushalte sehr hoch, deren Abwasser in einer dritten, biologischen Reinigungsstufe weitgehend von Nährstoffen befreit wird.


Quelle (und mehr Info):
https://www.bdew.de/internet.nsf/id/08E9503B180BECA6C1257EC30041BB96/$file/150915_Otillinger_Szymansky_Kommunalwirtschaft_Sonderdruck.pdf


Donnerstag, 7. Januar 2016

21. Jhd. - Beginn des Wasserstoff-Zeitalters?

Immer mehr Wissenschaftler und Wasserforscher erkennen die immense Bedeutung von Hydroxyl für die Gesundheit der Körperzellen. Elektronen sind es, die unsere Zellen mit Energie versorgen und Wasserstoff spielt dabei die entscheidende Rolle.

Jetzt kommt endlich auch in der Technik die Nutzung des Wasserstoffs als umweltfreundlichste Energie für Motoren voran. Das geht zwar noch langsam, aber die Entdeckung der Knallgas-Explosion war ja auch erst vor 175 Jahren :-). Und große Umwälzungen brauchen erfahrungsgemäß oft 250 Jahre, bis sie sich auch unter Akademikern und Klerus durchsetzen.
Beispiel: Zwischen Galileo Galileis Erkenntnis, dass nicht die Erde, sondern die Sonne im Mittelpunkt des Sonnensystems steht, und der Anerkennung dieser Tatsache durch Wissenschaft und Kirche vergingen 245 Jahre.

Hoffen wir, dass es bei Motoren, die mit Wasserstoff fahren und als "Abgas" nur reines Wasser ausscheiden, viel schneller geht. Bisher schieben die KFZ-Firmen den Schwarzen Peter auf das fehlende Tankstellennetz und die Tankstellenbetreiber investieren nicht, solange keine Autos mit umweltfreundlichen Wasserstoffantrieben fahren.

Die Bundesregierung hat (endlich!) für den Auf- und Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur das Förderprogramm „Nationales Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie (NIP)" mit einem Volumen von 1,5 bis 2 Milliarden Euro aufgelegt.

In Deutschland hat Air liquide seine erste öffentliche Wasserstoff-Tankstelle für Privatwagen im Jahr 2012 eröffnet, doch seither ist nicht viel passiert. Die sechs Industriepartner Air Liquide, Daimler, Linde, OMV, Shell und Total haben mit der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens H2 MOBILlTY Deutschland den Startschuss für den stufenweisen Aufbau eines flächendeckenden Wasserstoff-(H2)-Tankstellennetzes in Deutschland gegeben.

Insgesamt ist die Errichtung von 400 H2-Tankstellen bis zum Jahr 2023 geplant. Der Bau soll stufenweise erfolgen. Wenn Japan oder andere Länder nicht schneller sind, hätte Deutschland als erstes Land ein überregionales Versorgungsnetzwerk für Privatfahrzeuge,

Wasserstoff tanken, Limburg macht's vor.
Im lCE-Gebiet von Limburg an der Lahn entsteht eine hochmoderne Wasserstoff-Tankstelle.
"Mit dieser Ansiedlung fördern wir eine klimaschonende, innovative Technologie, die hilft, die Luftbelastung zu verringern. Zukünftig wird es zudem möglich sein, dass die Tankstelle auch Wasserstoff-Busse nutzen können – ein weiterer Punkt, mit dem das ICE-Gebiet attraktiv für Ansiedlungen sein könnte", so Limburgs Bürgermeister Hahn. Die Fertigstellung der neuen Wasserstoff-Tankstelle in Limburg ist für 2016 vorgesehen.

Sonntag, 3. Januar 2016

Kaltwasser zu sparen kostet Bürgern viel Geld


Wassersparen wird überall propagiert. Doch sollten wir an den richtigen Stellen sparen. Spül- und Waschmaschinen müssen bereits mit so minimalen Wassermengen auskommen, dass dies die langfristige Funktion der Geräte gefährdet.

Sparsamer Verbrauch von Kaltwasser im Haushalt spart den Bürgern in vielen Gemeinden leider kein Geld. Da viele Abwasserleitungen sehr groß sind, können bei zu wenig Abwasser Faulgase entstehen. Dann sind die Gemeinden gezwungen, das Rohrleitungssystem zu spülen – natürlich mit Frischwasser. Diese Kosten tragen alle Bürger über die steigenden Wasser- und Kanalgebühren.

Einige Gemeinden haben begonnen, ihre Abwasserleitungen an die heutzutage viel geringeren Abwassermengen anzupassen, sie also zu verkleinern. Doch kommt dann ein plötzlicher heftiger Niederschlag, schaffen die verkleinerten Abwasserrohre die gewaltigen Wassermengen nicht mehr weg und es kommt zu extremen Überflutungen, die oft Millionenschäden verursachen - auch in Gemeinden, die nicht an einem Fluss liegen.

Der Energiebedarf für Warmwasser macht nach Schätzungen des Umweltbundesamtes im Durchschnitt 12 Prozent des gesamten Energiebedarfs eines Haushaltes aus. Ein Bad in 200 Liter warmen Wassers kostet etwa 3 Euro bis 3,70 Euro. Duschen ist im Vergleich dazu wesentlich günstiger. Bei 10 Minuten Warmduschen betragen die Kosten nur rund 50 % von einem Vollbad. Somit schont ein sparsamer Verbrauch von Warmwasser nicht nur den eigenen Geldbeutel, sondern auch unser Klima.

Umwelt und Klima unterstützen wir daher, wenn wir im Haushalt wenig Warmwasser verbrauchen. Noch um ein Vielfaches wirkungsvoller und sinnvoller können wir Wasser sparen, wenn wir grundsätzlich unseren Ressourcenverbrauch, das heißt unseren Konsum reduzieren. Die Produktion von 1 kg Rindfleisch benötigt rund 15.000 Liter Wasser. Der Kauf von z. B. einem Smartphone verbraucht mehr Wasser für die Rohstoffgewinnung, Produktion und Distribution als sein Besitzer durch jahrelanges Duschen und Baden verbrauchen könnte.