Montag, 20. April 2009

Marode Abwasserkanäle durch innovative Infrastrukturen ersetzen

Abwasser ist technisch und ökonomisch eine Ressource, aus der Energie und Nährstoffe, wie z. B. Phosphor, zurück gewonnen werden können. Der Forschungsverbund netWORKS entwickelt unter maßgeblicher Beteiligung des Frankfurter Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) Lösungsmöglichkeiten für eine alternative Wasserver- und Abwasserentsorgung.

Die gute Nachricht lautet: Die Deutschen gehören zu den sparsamsten Wasserverbrauchern in Europa. Nur auf durchschnittlich etwa 120 Liter pro Tag bringt es hier jeder Bewohner. Die schlechte Nachricht lautet: Ausgerechnet der sparsame Umgang mit Wasser in Verbindung mit in vielen Regionen sinkenden Bevölkerungszahlen, Überalterung und schrumpfenden Industrien hat zur Folge, dass vielerorts die Leitungsnetze bereits jetzt nicht mehr ausgelastet sind und die Wasserversorgungsleitungen mit frischem Wasser durchspült werden müssen, um die Qualität des Trinkwassers zu erhalten.

In einigen Städten und Regionen sind schon jetzt Rück- und Umbaumaßnahmen der überwiegend zentral organisierten Netze notwendig, die an die Grenzen des betriebswirtschaftlich Machbaren gehen. Zudem gelten etwa 100.000 Kilometer der rund 500.000 Kilometer öffentlicher Abwasserkanäle in Deutschland kurzfristig als sanierungsbedürftig. Daher bieten die ohnehin notwendigen Investitionen die große Chance, durch den Einsatz neuer Technologien und Systemalternativen wie semi- und dezentrale Lösungen sukzessive zu flexibleren und nachhaltigen Strukturen zu kommen und außerdem Energie sowie Nährstoffe (Nitrat und Phosphat) aus Abwasser gewinnen zu können.

Thomas Kluge vom ISOE: "Durch die Verbesserung der Wasser- und Abwasserinfrastruktur können kurzfristig Aufträge für die Wirtschaft generiert werden und mit neuartiger Technik kann schonender Ressourcengebrauch unterstützt werden. Das haben Modellprojekte in kleineren Siedlungen bereits bewiesen."

Im Forschungsverbund netWORKS wird untersucht, welche Möglichkeiten bestehen, die vorhandenen Wasserinfrastruktursysteme in größerem Maßstab umzubauen. Gemeinsam mit sechs Kommunen in Deutschland entwickelt NetWORKS im Rahmen des Projekts "Transformationsmanagement für eine nachhaltige Wasserwirtschaft", das vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, langfristig tragfähige Alternativkonzepte und praxistaugliche Umwandlungsmöglichkeiten der stadttechnischen Systeme. "Intelligente, in kommunaler Hand vorangetriebene Systemalternativen können beispielgebend auch für andere Länder sein, denn die ungenügende Wasserqualität und der mangelnde Zugang zu Trinkwasser ist in vielen Regionen ein enormes Problem", erläutert Thomas Kluge vom ISOE.

In Deutschland haben in den letzten Jahren eine Vielzahl innovativer Technologien für die Wasserbewirtschaftung die erforderliche Funktions- und Marktreife erlangt. Davon kann auch die Exportwirtschaft profitieren, denn diese Technologien werden erhebliche Ausstrahlungskraft auch auf Länder in anderen Erdteilen zur Lösung der Weltwasserkrise besitzen. Quelle: Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE.de) 2009

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