Zum Weltwassertag am 22. März 2016 rechnet Greenpeace vor, wie die Kohleindustrie die Wasserkrise verschärft.
Kohlekraftwerke pusten erhebliche Mengen Schadstoffe in die Luft (auch giftiges Quecksilber!), sie setzen CO2 frei und schaden damit dem Klima. Jetzt ist noch ein weiterer dicker Minuspunkt in der Bilanz der Kohleindustrie hinzugekommen: Die Kraftwerke verbrauchen gigantische Mengen an Wasser. Das zeigt eine Berechnung von Greenpeace, die am Weltwassertag veröffentlicht wurde.
Greenpeace-Experten haben alle 8.359 weltweit in Betrieb befindlichen Kohlekraftwerke untersucht und deren Wasserverbrauch analysiert:
Zusammengerechnet kommt die Kohleindustrie so auf eine Wassermenge, die ausreichen würde, um eine Milliarde Menschen mit Trinkwasser zu versorgen. Damit seien Kohlekraftwerke für rund sieben Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs verantwortlich.
Karsten Smid, Greenpeace-Experte für Energie, sagt: „Kohlekraftwerke befeuern nicht nur den Klimawandel, sie rauben uns auch die wertvollste Ressource – das Wasser.“
Was fatal klingt, könnte sich laut Greenpeace aber noch deutlich verschlimmern. Derzeit sind 2.668 zusätzliche Kohlekraftwerke in Planung, die binnen der nächsten Jahre gebaut werden sollen. Der Report zeigt: Wenn alle diese Kraftwerke ans Netz gehen, könnte sich der hohe Wasserverbrauch der Kohleindustrie noch fast verdoppeln.
Besonders dramatisch ist laut der Analyse, dass zusätzliche Kohlekraftwerke ausgerechnet dort neu gebaut werden, wo das Wasser sowieso schon knapp ist – in China, Indien und der Türkei. So seien in Indien seit Dezember 2015 Kohlekapazitäten von insgesamt 75 Gigawatt im Bau. Das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde leidet aber schon heute unter Wassermangel. Industrie, Landwirtschaft und die schätzungsweise 1,6 Milliarden Inder fordern ihren Teil des Wassers.
Warum die Kohleindustrie solche Unmengen an Wasser braucht, zeigt sich in den vielen Produktionsschritten von Kohlestrom. Schon beim Abbau der Kohle wird das Grundwasser abgepumpt, um an den Rohstoff heranzukommen. Durch den Kohleschlamm wird das Wasser verunreinigt. Danach muss die Kohle mit Wasser gewaschen werden. Auch beim Kühlen der Kraftwerke wird jede Menge Wasser gebraucht.
Laut Greenpeace verbraucht ein 500-Megawatt-Kraftwerk alle drei Minuten rund 2,5 Millionen Liter. Wenn die verbrannte Kohle letztendlich auf Aschedeponien landet, muss sie auch wieder mit Wasser besprüht werden, damit der gesundheitsschädliche Kohlestaub sich nicht in der Luft verteilt.
Karsten Smid von Greenpeace hält das für inakzeptabel: „In Zeiten günstiger und sauberer erneuerbarer Energien sind weitere Kohlekraftwerke nicht mehr zu verantworten. Deutschland muss der Welt mit dem Kohleausstieg zeigen, dass ein Industrieland auch ohne diese schmutzige Energieform auskommt.“
Julia Huber
Quelle: https://greenpeace-magazin.de/nachrichtenarchiv/kohlekraftwerke-verbrauchen-wasser-fuer-eine-milliarde-menschen?xing_share=News
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