Die intensive landwirtschaftliche Nutzung lässt Experten
zufolge die Grundwasserspiegel in vielen Regionen der Welt absinken.
In einem Aufsatz für die Zeitschrift Nature Geoscience warnen
Wissenschaftler vor einem Rückgang der Süßwasserreserven durch die Übernutzung
der Grundwasservorräte. "Grundwasser-Systeme sind zwar Speicher von enormem
Ausmaß, eine Neubildung erfolgt jedoch nur langsam", sagt Werner
Aeschbach-Hertig, Direktor des Heidelberg Center for the Environment (HCE) und
Spezialist für aquatische Systeme und Stoffkreisläufe.
Das Grundwasser ist die wichtigste Süßwasser-Quelle auf der Erde, ihm kommt eine
tragende Rolle innerhalb der modernen Landwirtschaft zu, die stark auf
Bewässerung setzt. Das Grundwasser ist auch für die globale
Nahrungsmittelproduktion unersetzlich. Zwar haben auch klimatische Bedingungen
einen Einfluss auf die Grundwasserreservoire, die menschliche Nutzung
hinterlässt aber viel deutlichere Schäden.
"Dennoch ist zu erwarten, dass im Zuge des Klimawandels in Regionen wie
Nordafrika das Problem durch den Rückgang der Niederschlagsmengen noch
verschärft werden könnte", so Aeschbach-Hertig. Besonders ernst sei die Lage in
trockenen Gegenden mit intensiver Landwirtschaft, etwa in Teilen von Indien,
China oder den USA. Hier müssten die Grundwasserspeicher so schnell wie möglich
stabilisiert werden.
Jedoch müsse man bei möglichen Lösungen die regionalen Besonderheiten beachten:
"Rein technische Strategien sind dabei nicht erfolgreich. Es müssen breiter
abgestützte ökonomische, politische und rechtliche Maßnahmen einbezogen werden",
empfiehlt Aeschbach-Hertig.
Das
Beispiel Indien zeigt, wie nachteilig sich eine Übernutzung der
Grundwasservorkommen auswirkt:
Hier wurden Unmengen an Wasser durch tiefe
Brunnen entnommen, ohne dafür zu sorgen, dass sich die Grundwasserreserven
regenerieren konnten. Das führte schließlich zu einem drastischen Absinken des
Grundwasserspiegels. Für die Bauern, die sich keine teuren Infrastrukturen und
Düngemittel leisten können, ist der Rückgang des Grundwassers in der häufig von
Dürren heimgesuchten Region ein existenzbedrohendes Problem.
Zudem
warnen die Experten in Verbindung mit einer Grundwasserübernutzung auch vor
einem Anstieg des Meeresspiegels – denn hier besteht ein direkter
Zusammenhang: Wenn Grundwasser permanent abgepumpt wird, so fließt nur ein Teil
des entnommenen Wassers aus anderen Quellen zurück. Somit erhöht sich der Anteil
an Wasser, der letztendlich in den Weltmeeren landet.
Originalveröffentlichung: Werner Aeschbach-Hertig and Tom Gleeson: Regional
strategies for the accelerating global problem of groundwater depletion, Nature
Geoscience (18. November 2012), doi: 10.1038/ngeo1617 Quelle:
KLIMARETTER.INFO | bb
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