Montag, 11. August 2014

Trinkwasser aus Kuhmist

1,27 Milliarden Tonnen Dung produzieren europäische Kühe und Schweine jährlich. Eine ungeheure Menge, die teilweise erhebliche Umweltprobleme verursacht. Auf die Felder aufgebracht gelangen darin enthaltene Wert- und Schadstoffe ins Grundwasser. Forscher wollen diese nun dem Mist entziehen und dabei Wasser und Energie gewinnen.

Kuhdung, der in der Landwirtschaft jährlich tonnenweise anfällt, wird als Düngemittel auf die Felder aufgebracht. Auswaschungen des Kuhmists gelangen ins Grundwasser und damit auch Rückstände von Medikamenten, Anabolika und Antibiotika und oft auch Keime.

Wissenschaftler wollen den Fladen das Wasser entziehen und so Trinkwasser gewinnen. Im Rahmen des Forschungsprojekts ManureEcoMine haben Wissenschaftler aus Deutschland, Spanien, Österreich, Belgien und den Niederlanden ein Verfahren entwickelt, in dem Gülle in mehreren Schritten aufgearbeitet wird.

Dem Kuhmist wird zunächst das Wasser entzogen. Darin enthalten sind gelöste Wert- und Schadstoffe. Der Wasserentzug erfolgt entweder durch Ultrafiltration (einer Methode, bei der das Wasser durch extrem feinporige Membranen gefiltert wird. Diese Membranen halten sämtliche Moleküle zurück, die größer sind als Wasser) oder durch Umkehrosmose.

Die aus den Kuhfladen gewonnenen Wertstoffe sind Pflanzennährstoffe, die in der Gülle enthalten sind und die weiterverwendet werden sollen. Vor allem Stickstoff- und Phosphorverbindungen lassen sich gut als Düngemittel einsetzen. Die in Kuh- und Schweinemist enthaltenen Nährstoffe haben auf das Jahr gerechnet einen Wert von etwa 10,7 Milliarden Euro. (Im Gegenzug zahlen Landwirte in der EU derzeit etwa 15,5 Milliarden Euro pro Jahr für synthetische Dünger.)

Schadstoffe, Medikamente und Keime werden entsorgt. Das verbleibende Festmaterial des Kuhmists kann in Biogasanlagen in Methangas umgewandelt werden. Aus einem einzigen Kuhfladen lassen sich 0,1 Kilowattstunden Strom erzeugen.

Ein ähnliches Projekt läuft bereits in den Vereinigten Staaten. Dort wird allerdings Wasser für die Trinkwasseraufbereitung gefiltert. Mit dem gewonnen und gereinigten Wasser können die Tiere in Regionen, die unter starkem Wassermangel leiden, getränkt werden. Nach derzeitigem Forschungsstand lassen sich aus 100 Litern Gülle rund 50 Liter Wasser gewinnen. Die Wissenschaftler arbeiten derzeit daran, den Ertrag auf 65 Prozent zu steigern.

Quelle: Josephin Lehnert, http://www.cleanenergy-project.de/wissenschaft/item/6234-trinkwasser-aus-kuhmist

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen