Wasserstoff ist ökologisch der ideale Energieträger. Wir dürfen ihn aber nicht fördern, ohne vorher massiv in den Ausbau von Photovoltaik und Windenergie zu investieren.
Deutschland muss auf Wasserstoff aus erneuerbaren Energien setzen, wollen wir unsere Klimaziele erreichen. Und die Bundesregierung will grünes Gas jetzt endlich fördern.
E-Mobilität ist nur dann klimafreundlich, wenn alle Fahrzeuge mit Ökostrom betank werden. Gleiches gilt für elektrische Anlagen, die mit Strom Wasserstoff gewinnen und diesen ins Gasnetz einspeisen oder per Power-to-Liquid (PtL) synthetischen Kraftstoff erzeugen.
„Damit das Gas wirklich grün ist, müssen die dafür nötigen Elektrolyseure auch mit grünem Strom laufen“, beteuert Marcel Keiffenheim (Leiter Politik und Kommunikation des Ökostromanbieters Greenpeace Energy). Werde bei der Herstellung des Wasserstoffs aber Kohlestrom mit seinen hohen Emissionen eingesetzt, „hilft dieser Wasserstoff dem Klimaschutz nicht, sondern befeuert die Klimakrise“.
2018 wurden etwa 5,4 Milliarden Kilowattstunden Ökostrom "abgeregelt" (nicht eingespeist und nicht genutzt). Aus dem hätten sich nach Angaben der Initiative „Zukunft Erdgas“ theoretisch bis zu rund 2,8 Milliarden Kilowattstunden synthetisches Methan erzeugen lassen. Das hätte ausgereicht, um für 165.000 Haushalte den Wärmebedarf zu decken.
Derzeit sind bundesweit aber nur 35 Power-to-Gas- und Methanisierungs-Anlagen mit der winzigen Leistung von rund 30 Megawatt in Betrieb. Sie erzeugen nicht einmal zwei Prozent der Menge, die möglich wäre, wenn man den abgeregelten Ökostrom voll ausnutzen würde.
Doch selbst die gesamte abgeregelte Menge ist winzig, verglichen mit dem, was an Öko-Gas benötigt wird, um Deutschland endlich von fossilen Energieträgern zu befreien.
Der tatsächliche Bedarf an grünem Wasserstoff und daraus hergestellten Treibstoffen liegt laut Brainpool-Studie bei jährlich knapp 1.100 Terawattstunden (TWh). Das entspricht dem 20.000fachen der heutigen Erzeugung.
Das aktuelle Klimaschutzpaket ("Minipäckchen") setzt völlig falsche Signale. Die Politik will zwar endlich Wasserstoff fördern, vernachlässigt jedoch zugleich sträflich den schnellen bundesweiten Ausbau von Wind- und Solarenergie.
Eine Erhöung der Erzeugungskapazität von grünem Wasserstoff von derzeit 30 auf 2.000 Megawatt bis 2025 macht aus industriepolitischer Sicht absolut Sinn - aber nur, wenn gleichzeitig die Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien massiv erhöht wird, sonst schadet die Elektrolysierung dem Klimaschutz.
115 Gigawatt an Elektrolyseuren würden sich langfristig in Deutschland rechnen. Insgesamt liegt Deutschlands Endenergiebedarf ohne Klima-Emissionen bei 1.600 Terawattstunden.
Gegenwärtig versorgt sich Deutschland nur zu 30 Prozent aus eigenen Quellen mit Energie. Ein grünes Energiesystem würde viel mehr Unabhängigkeit von Importen aus dem Ausland bedeuten.
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