Montag, 26. Dezember 2016

Deutschland könnte den CO2-Ausstoß des Stromsektors um 25% senken

Um den Zielen der Pariser Klimakonferenz näher zu kommen, muss schnell viel umgesetzt werden. Einer Studie des Öko-Instituts zufolge wäre ein großer Schritt relativ leicht möglich. Es müsste nur der Einsatz aller Kohle- und Gaskraftwerke intelligenter gesteuert werden. Damit könnte der CO2-Ausstoß des Stromsektors auf einen Schlag um ein Viertel verringert werden.

Im Stromnetz muss immer genau so viel Strom eingespeist werden, wie gerade gebraucht wird.  Wind und Sonne liefern jedoch nicht immer genug Energie, wenn gerade hohe Stromnachfrage herrscht. Bei windstillem, wolkenverhangenem Wetter kann der Anteil der regenerativen Energien unter 15 Prozent sinken. Bei windigem und sonnigem Wetter können sie jedoch bis zu 75 Prozent der Stromnachfrage abdecken.

Um den Bedarf jederzeit zu decken, müssen derzeit noch konventionelle Kraftwerke hinzu geschaltet. werden. Der Strom wird versteigert. Weil Versorger billig einkaufen wollen, werden Braunkohle- und Steinkohle-Kraftwerke oft bevorzugt, denn ältere, abgeschriebene Anlagen - ohne moderne Filter - können günstig produzieren. Betreiber von Gaskraftwerken haben oft das Nachsehen, obwohl sie beim Verbrennen von Erdgas erheblich weniger CO2 in die Luft blasen. Gaskraftwerke wäran auch sehr viel flexibler. Sie können innerhalb von Minuten zu- oder abgeschaltet werden.
Das Hoch- und Herunterfahren von Braunkohlekraftwerken ist dagegen extrem aufwendig und dauert meist jeweils mehrere Tage. Deshalb laufen sie meist rund um die Uhr, was zu einem konstanten Überangebot führt. Deutschland exportiert daher 2016 voraussichtlich mehr Strom in die EU-Länder als je zuvor.

Experten des Öko-Instituts haben berechnet, was es bringen würde, wenn sich der Kraftwerks-Einsatz am CO2-Ausstoß orientierten würde, statt an den Kosten. Das Ergebnis: Der CO2-Ausstoß ließe sich schon jetzt  um fast 80 Millionen Tonnen p. a. reduzieren, würden Gaskraftwerke Vorfahrt vor Kohlekraftwerken bekommen. Das entspricht etwa einem Viertel der gesamten Treibhausgas-Emissionen des Stromsektors!

Der Vorstand von Greenpeace-Energy spricht von einem riesigen Einsparpotenzial, das die Bundesregierung ignoriere. Sönke Tangermann fordert: „Das Potenzial einer veränderten Einsatzreihenfolge darf nicht ungenutzt bleiben.“ Als erstes müssten fossile Kraftwerke, die überwiegend für den Export produzierten, sofort vom Netz genommen werden.
Wegen der höheren Gaspreise würde das zwar ca. 1,1 Milliarden Euro kosten. (etwa 14 Euro pro Tonne), aber erheblich weniger als die Ausgaben zur Beseitigung der Folgen des Klimawandels. Die liegen laut Umweltbundesamt zwischen 40 und 120 Euro pro Tonne CO2.

Die Stromeinspeise-Reihenfolge könnte einfach per Gesetz festgelegt werden, nach den Erneuerbaren könnten automatisch die Gaskraftwerke kommen. Auch eine Steuer auf CO2-Emissionen oder deutlich höhere Preise für Klimagas-Zertifikate wären möglich.
Laut Tangermann gibt es nur eine Konsequenz: „An einem schnellen Kohleausstieg führt kein Weg vorbei.“ Jetzt wird diskutiert, ob dies bis 2025 möglich ist, wie die Grünen empfehlen oder erst nach 2050, wie die großen Energiekonzerne fordern.

Quellen: https://blog.greenpeace-energy.de/themen/klimaschutz/bundesregierung-laesst-riesiges-co2-einsparpotenzial-ungenutzt/  und  https://www.greenpeace-energy.de/presse/artikel/bundesregierung-laesst-riesiges-co2-einsparpotenzial-ungenutzt.html

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