Freitag, 23. November 2018

14.000 Windrädern droht Abriss oder "Rettung"

14.000 Windräder verlieren bald ihre EEG-Förderung, ihnen droht der Abriss, obwohl sie noch sauberen Strom produzieren. Das Bremer Unternehmen WPD will diese Alt-Anlagen in großem Stil aufkaufen – und könnte damit bei Großunternehmen Einnahmen erzielen.


Wenn Tausende Investoren von Bürgerwindparks ab 2020 keine gesetzliche Einspeisevergütung für ihren Ökostrom mehr bekommen, könnte ein rettender Geldgeber einspringen: Der norwegische Energiekonzern Statkraft will Betreibern in Niedersachsen ihren Strom abnehmen und damit gezielt einen Industriebetrieb beliefern.

Power Purchase Agreements (PPA) werden solche lebensverlängernden Maßnahmen für Alt-Windparks genannt. Viele Betreiber scheuen den teuren Abriss und die Entsorgung der Turbinentürme, wenn nach 20 Betriebsjahren die Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz ausläuft. Gut wenn ihnen dann Stromhändler wie Statkraft oder auch Greenpeace Energy noch einige Jahre lang grüne Kilowattstunden für ein paar Cent abnehmen.

Die WPD AG, einer der größten deutschen Betreiber von Windparks, will Tausende alter-Windmühlen vor dem vorzeitigen Abriss bewahren. Dazu wollen sie den Betreibern nicht nur den Ökostrom abkaufen, sondern gleich ihren ganzen Windpark. Ziel der kürzlich gegründeten Tochtergesellschaft ‚WPD Wind plus‘ ist es, deutschlandweit ein großes Portfolio alter Windräder aufzubauen. „Damit können wir am Strommarkt große Volumen vermarkten und zugleich in Betrieb und Wartung der Anlagen Kostenvorteile generieren“, so der Geschäftsführer von WPD Wind plus,
Carsten Meyer.

Denn das Unternehmen kann etwas, was den Betreibern einzelner Windräder und vielen Energiegenossenschaften meist nicht möglich ist: Wartungs- und Versicherungsverträge vieler Windparks neu verhandeln und die Betriebsführung optimieren. „Wir glauben, auf diese Weise alte Windparks auch ohne EEG-Vergütung im Schnitt noch fünf Jahre weiterbetreiben zu können“, sagt Meyer.

Die Zahl der alten Windkraftanlagen deren EEG-Förderung von 2021-2026 ausläuft, ist beträchtlich: 14.000 Turbinen mit einer installierten Leistung von insgesamt 17.000 Megawatt (mehr als ein Drittel der heute in Deutschland installierten Windkraft). Können sie nicht erneuert werden, kein Standsicherheitsgutachten vorlegen oder sich auch am freien Strommarkt nicht behaupten, müssen sie abgerissen werden.
Es sei denn,
sie lassen ihren Strom von einem PPA-Partner wie Greenpeace Energy zu einem sehr geringen Fixpreis vermarkten, oder sie geben ihre Anlagen mit allen Entsorgungspflichten und Risiken komplett an Firmen wie WPD Wind plus ab.

Bereits 144 Großunternehmen haben sich weltweit in der Initiative „RE100“ zusammengeschlossen und ihre Absicht bekundet, den Eigenverbrauch auf 100% erneuerbare Energien umzustellen, u. a. Commerzbank, SAP, BMW, Ikea, Apple, Microsoft, Nike, Sony. Auf deren Nachfrage will WPD Wind plus mit direkten Stromlieferverträgen aus Altanlagen reagieren.

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