Montag, 4. November 2019

Bedarf an grünem Wasserstoff: 1.100 Terawattstunden pro Jahr

Wenn wir den ökologisch idealen Energieträger Wasserstoff fördern wollen, dann müssen wir vorher massiv in den Ausbau von Photovoltaik und Windenergie investieren.

Wollen wir unsere Klimaziele erreichen, müssen wir in Deutschland und Europa auf Wasserstoff aus erneuerbaren Energien setzen. Wird die Bundesregierung grünes Gas jetzt wirklich endlich fördern?

E-Autos zu fördern und Milliarden in Ladesäulen zu investieren, ohne genügend Strom aus erneuerbaren Energien zu haben, ist Dummheit im Quadrat. E-Mobilität ist nur klimafreundlich, wenn sie zu 100% mit Ökostrom stattfindet.
Das gilt gensuaso für elektrische Anlagen, die mit Strom (per Elektrolyse) Wasserstoff gewinnen und diesen ins Gasnetz einspeisen oder per Power-to-Liquid (PtL) synthetischen Kraftstoff erzeugen.

„Damit das Gas wirklich grün ist, müssen die dafür nötigen Elektrolyseure auch mit grünem Strom laufen“, beteuert Marcel Keiffenheim (Leiter Politik und Kommunikation des Ökostromanbieters Greenpeace Energy). Werde bei der Herstellung des Wasserstoffs aber Kohlestrom mit hohen Emissionen eingesetzt, „hilft dieser Wasserstoff dem Klimaschutz nicht, sondern befeuert die Klimakrise“.

2018 wurden etwa 5,4 Milliarden Kilowattstunden Ökostrom "abgeregelt". Damit hätten sich (nach Angaben der Initiative „Zukunft Erdgas“) theoretisch bis zu rund 2,8 Milliarden Kilowattstunden synthetisches Methan erzeugen lassen. Das hätte ausgereicht, um für 165.000 Haushalte den Wärmebedarf zu decken.

Aktuell sind bundesweit aber nur 35 Power-to-Gas-Anlagen und Methanisierungs-Anlagen mit der winzigen Leistung von rund 30 Megawatt in Betrieb. Sie erzeugen weniger als zwei Prozent der Menge, die möglich wäre, wenn man den abgeregelten Ökostrom voll ausnutzen würde.
Doch selbst die gesamte abgeregelte Menge ist winzig, verglichen mit dem, was an Öko-Gas schon jetzt benötigt wird, um Deutschland von fossilen Energieträgern zu befreien (auch ohne E-Autos).

Der tatsächliche Bedarf an grünem Wasserstoff und daraus hergestellten Treibstoffen liegt laut Brainpool-Studie bei jährlich knapp 1.100 Terawattstunden (TWh). Das entspricht dem 20.000fachen der heutigen Erzeugung.

Das mikrige "Klimaschutzpaketchen" der Bundesregierung setzt völlig falsche Signale. Die Politik will zwar endlich Wasserstoff fördern, vernachlässigt jedoch zugleich sträflich den dringend erforderlichen, schnellen Ausbau von Wind- und Solarenergie.

Das Erhöhen der Erzeugungskapazität von grünem Wasserstoff von derzeit 30 auf 2.000 Megawatt bis 2025 macht aus industriepolitischer Sicht absolut Sinn - aber nur, wenn gleichzeitig die Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien massiv erhöht wird, sonst  schadet die Elektrolysierung dem Klimaschutz.

115 Gigawatt an Elektrolyseuren würden sich langfristig in Deutschland rechnen. Insgesamt liegt der Endenergiebedarf Deutschlands ohne Klima-Emissionen bei 1.600 Terawattstunden.

Noch immer kauft Deutschland Tag für Tag in gigantischen Maß Öl und Gas ein. Gegenwärtig versorgt sich Deutschland nur zu 30 Prozent aus eigenen Quellen mit Energie. Ein grünes Energiesystem würde daher auch viel mehr Unabhängigkeit von Importen aus dem Ausland bedeuten.

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