Brüssel will die CO2-Emissionen im Verkehr über stärkere Förderung von Biokraftstoffen senken. Wasserstoff aus Erneuerbaren spielt dabei derzeit leider immer noch nur eine untergeordnete Rolle.
Shell legt bei Köln den Grundstein für eine Großanlage zum Erzeugen von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien. Der PEM-Elektrolyseur (Polymer Elektrolyt Membran) am Standort Wesseling der Rheinland-Raffinerie hat eine Leistung von 10 Megawatt. Diese Anlage ist die erste, die zur Produktion von „grünem“ Wasserstoff aus erneuerbarer Energie auf großtechnischem Niveau dieses Verfahren umsetzt. Zu den Initiatoren gehört auch der britische Elektrolyseur-Hersteller ITM Power.
Wie schnell ein Markt für grünen Wasserstoff entsteht, hängt auch von seiner Förderung ab. Wegen der enormen Anlaufkosten lässt er sich noch nicht wirtschaftlich produzieren. Die Wasserstoff-Lobby drängt darauf, dass die EU Wasserstoffgas im Rahmen der Renewable Energy Directive (RED II) stärker würdigt. Es geht darum, in den Mitgliedsstaaten grünen Wasserstoff im Verkehr auf die Treibhausgas-Minderungsquote mit dem gleichen Faktor anrechnen zu dürfen wie Biosprit der zweiten Generation (gewonnen aus Stroh oder heimischen Holzabfällen).
„Für die Markteinführung von grünem Wasserstoff würde die Regelung das Aus bedeuten“ (Werner Diwald, Präsident des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verbands DWV). Moderne Biokraftstoffe sind immer noch energieintensiv in der Herstellung. Ihre CO2-Minderung liegt nur bei etwa 60 bis 70 Prozent über die gesamte Herstellungskette. Bei Wasserstoff aus Grünstrom entstehen hingegen in der Erzeugungskette gar keine Klimagase. Leider macht sich nur Deutschland auf EU-Ebene für Power-to-Gas stark.
Momentan ist in Deutschland eine Elektrolyse-Leistung von etwa 20 Megawatt installiert. Bis 2030 wäre eine Leistung von 10 Gigawatt sinnvoll, um die Klimaziele zu erreichen. Für das Ziel der völligen Dekarbonisierung im Jahr 2050 wären 250 Gigawatt installierter Leistung wünschenswert. Damit würden auch neue Arbeitsplätze geschaffen. Bis 2030 könnten 100.000 bis 150.000 neue Arbeitsplätze entstehen.
Deutschland darf das Potenzial von grünem Wasserstoff nicht verspielen. Die Verkehrswende ist ohne Wasserstoff nicht machbar. Solar- und Windstrom fluktuieren so stark, dass damit die Versorgungssicherheit von rein batterieelektrischen Fahrzeugen weder saisonal noch zu jeder Tages- und Nachtzeit gewährleistet werden kann. Wasserstoff würde hier für die nötige Flexibilität sorgen. Auch für Langstrecken- und Nutzfahrzeuge (Lkw, Busse), aber auch für Schiffe und Flugzeuge dürfte H2 unverzichtbar werden.
Die neue EU-Richtlinie soll Anfang 2021 in Kraft treten.
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