Samstag, 4. April 2020

Grundwasser in Deutschland weiterhin mit zu viel Gülle verseucht

Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass Grundwasser in Deutschland zu stark mit Nitrat belastet ist - in vielen Gebieten weit über die zulässigen Grenzwerte hinaus. Gelangt es ins Trinkwasser, kann das für Menschen schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben – vor allem für Säuglinge und Kranke.

Besonders in landwirtschaftlich intensiv genutzten Regionen ist Nitrat ein ernstes Problem. Überall, wo massenhaft Tiere auf engstem Raum gehalten werden, wird viel zu viel nitrathaltige Gülle auf den Äckern ausgebracht, überdüngt den wertvollen Boden und sickert ins Grundwasser, aus dem unsere Wasserwerke unser Trinkwasser gewinnen.

Die Wasserwerke müssen daher hohen, kostenintensiven Aufwand betreiben, damit wir einigermaßen sauberes Trinkwasser bekommen. Das viele Geld dafür bezahlen wir alle über unsere Wasserrechnungen, nicht die verursachenden Massentierhalter.

Seit Jahrzehnten hat die Politik die Zielvorgabe, den Nitrateintrag ins Grundwasser zu senken. Deutschland ist der einzige EU-Staat, der seit 29 Jahren (!) die europäischen Nitratvorgaben nicht einhält.
Erst nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs musste die deutsche Politik jetzt endlich langsam beginnen zu handeln, denn ca. 870.000 € Strafzahlungen pro Tag sind keine kleine Belastung für die deutschen Steuerzahler.

Die Lobby der Agrar-Industrie, die Bauernverbände jedoch wehren sich seit langem gegen schärfere Düngevorgaben zum Schutz unseres Wassers. Durch die Corona-Krise glauben Agrarfunktionäre jetzt offenbar eine neue Chance zu bekommen, vernünftige Schutzregeln für die Gesundheit aller zu unterwandern.

Eine Bauern-Lobby-Organisation drohte im Falle neuer Vorgaben sogar allen Ernstes mit einer Gefährdung der Lebensmittelversorgung in Deutschland, weil neue Auflagen den Bauern „jegliche Motivation“ nehmen würden. Doch so niveaulos die Verknüpfung wirtschaftlicher Interessen einer einzelnen Gruppe mit der Corona-Notlage auch war: Der Einfluss der Agrar-Lobby auf das Verbraucherschutzministerium wirkte wieder.

In der vergangenen Woche erlaubte der Bundesrat, dass Bauern noch über Monate hinweg viel zu viel Gülle auf die Felder ausbringen und somit Nitrat ins Grundwasser eintragen dürfen. Die dringend erforderlichen schärfere Vorschriften wurden erneut auf nächstes Jahr verschoben, auf Kosten von uns allen.

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