Obwohl Licht zu den schädlichen Umwelteinwirkungen gehört, die das Bundes-Immissionsschutzgesetz erfasst, gibt es immer noch keine verbindlichen Grenzwerte, welche die Lichtverschmutzung (von Wissenschaftlern auch Licht-Müll und Licht-Smog genannt) eindämmen.
Allein in der EU schleudern jede Nacht 180 Millionen Straßenlaternen meist sinnlos Licht in den einst nächtlichen Himmel und verbrauchen völlig unnötig irrsinnige Mengen an elektrischer Energie. Ausgestattet mit Sensoren und LEDs könnten all diese Laternen bei Bedarf ein- und ausgeschaltet werden und der Bevölkerung gigantische Mengen Stromkosten sparen. Doch trotz technischer Machbarkeit sind wir davon noch weit entfernt.
Leider ist die Welt heute heller als je zuvor. Seit 2011 liefert der US-Satellit Suomi Daten zur Veränderung der Erdoberfläche. Am auffälligsten ist der Verlust der Nacht, die in den letzten Jahren immer heller geworden ist. Beleuchtete Straßen, Fußgängerzonen, Wege, Parks, Reklametafeln, Fahrzeuge, Wohnungen, Büros, Frabrikhallen, Flutlichtanlagen in Sportstadien, Skybeamer, angestrahlte Gebäude und sogar Bergwelten sind heute leider eine traurige Realität.
„Es gibt ein Menschenrecht auf Dunkel wie auf Stille.“ (Ludger Lütkehaus)
30 % aller Wirbeltiere und 60 % aller wirbellosen Tiere sind nachtaktiv. Auch Tiere brauchen die Dunkelheit, denn durch künstliche Beleuchtung verwechseln viele von ihnen Nacht und Tag. Vögel beginnen, zu früh zu brüten, Pflanzen blühen zu früh, Bäume werfen zur falschen Zeit Blätter ab.
Wir Menschen spüren die Auswirkungen am eigenen Körper, denn Helligkeit am Abend stört unseren Hormonhaushalt. Wir produzieren zuwenig vom Schlafhormon Melatonin. Wer abends vor dem Bildschirm sitzt (PC, TV, Tablet, Smartphone,E-Book-Reader...), nimmt das (blaufrequente) Wachbleibelicht auf. Dadurch sinkt die Einschlafbereitschaft und Durchschlaf-Fähigkeit.
Um der zunehmenden Ausbreitung künstlichen Lichts entgegenzusteuern, wurde 1988 in den USA die International Dark Sky Assosiation (IDA). Diese Vereinigung von Astronomen hat sich - zusammen mit zahlreichen Partnerorganisationen in vielen Staaten - zum Ziel gesetzt, sich für eine geringere Lichtverschmutzung einzusetzen.
Die IDA zertifiziert besonders dunkle Orte als Sternenparks. Nur ca. 100 gibt es derzeit noch weltweit, in Deutschland auf der Winklmoosalm, in der Rhön, in der Eifel und im Westhavelland. Schützen wir diese wertvollen Refugien!
Weiterführende Informationen:
Matthias Drobinski: Feuer und Flamme. In: Süddeutsche Zeitung (23./24./25./26.12.2017), S. 2.
Alexander Stirn: Hellwach. In: Süddeutsche Zeitung (28.11.2017), S. 18.
Veronika Wulf: Es werde Nacht. In: Süddeutsche Zeitung (9./10.6.2018), S. 71.
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